Osteopathie – Die sanfte Heilkunde

Von Martin Sondermann, Heilpraktiker, Osteopath

Die Osteopathie ist ein ganzheitliches Diagnose- und Behandlungskonzept, bei dem die Person und nicht die Krankheit im Vordergrund steht. Das grundsätzliche Ziel einer osteopathischen Behandlung ist die Integration und Anregung der Selbstheilungskräfte des Organismus. Warum soll man das über Million von Jahren gesammelte Wissen der körperlichen Evolution ungenutzt lassen?

Grundsätzlich stellt sich hierbei jedoch die Frage, wie stark ich von außen auf den Organismus einwirken muss oder darf, um einen Behandlungserfolg zu erzielen.

Wir sitzen viel zu viel! Sei es im Auto, am Arbeitsplatz oder in unserer Freizeit. Darauf reagiert unser Stütz- und Bewegungsapparat nicht gerade positiv. Er beantwortet den Mangel an Bewegung mit Blockaden und Schmerzen. Mangelndes Training fördert auch den Mangel an der körperlichen Stabilität und Belastbarkeit. Eine Kleinigkeit ist häufig Auslöser für einen langen und schmerzlichen Leidensweg. Tabletten gegen die Schmerzen und Entzündungen sind hinlänglich bekannte Startersets. Gefolgt von Einlagen, Krankengymnastik oder Physiotherapie wird zumindest die Bewegung von Termin zu Termin gefördert. Viele kennen noch die so genannten „Knochenbrecher“, die über kurze Hebeltechniken impulsartig und kraftvoll auf Gelenke einwirken. Begleitet werden diese chiropraktischen Techniken meist mit deutlichem Knacken und leider oft auch mit weiteren Schmerzen. Der Erfolg ist meist nicht von langer Dauer, immer wieder fällt der Körper in die alten Muster zurück. Was so unverständlich zu sein scheint, liegt wie so oft im Detail.

Ein Becken kann sich verdrehen und blockieren. Daraus entsteht eine Beinlängendifferenz, wir stehen also schief. Darauf reagiert die Wirbelsäule mit einer Verdrehung mehrerer Wirbelkörper, denn unser Kopf muss wieder zentriert werden. Ein Knie wird dadurch einseitig überbelastet und unsere Bandscheiben geraten unter einseitigen Druck. Alleine schafft der Körper es nicht, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien und Einzelaktionen, die sich auf Knie oder Wirbelkörper beschränken, bleiben langfristig gesehen wirkungslos.

Die Osteopathie ist eine spezielle Form der manuellen Therapie. Ein Kerngedanke besteht darin, dass unser Körper aus verschiedenen Strukturen besteht, die alle miteinander in Verbindung stehen. Strukturen sind dabei sowohl die Knochen als auch Muskeln, Sehnen, Bänder, Gefäße und unsere Organe. Deswegen betrifft eine eingeschränkte Beweglichkeit keinesfalls nur Muskeln und Gelenke, sondern auch Nerven, Eingeweide, Gefäße und Bänder.

Der effektivste Weg auf dieses Konstrukt einzuwirken erfolgt mit Hilfe der Muskel Energie Technik (MET). Diese Form der manuellen Therapie wirkt auf den gesamten Organismus und besteht aus sehr sanften Techniken nahezu ohne Kraftaufwand, ohne knackende Knochen, Verdrehen des Körpers oder seiner Extremitäten und ohne zusätzliche Schmerzen. Der Patient merkt so gut wie nichts und unterstützt die Behandlung z.B. mit tiefem Ein- und Ausatmen zur Entspannung der Muskulatur. Durch die Kraftlosigkeit dieser Techniken kann der Therapeut bei Wirbelgelenken, Kreuzbein und Co. die rückführende Bewegung bis hin zur ursprünglichen Position fühlen und mit verfolgen. Dort angekommen endet die Bewegung, Muskeln entspannen sich, Muskelwulste flachen ab und Schmerzen verschwinden nach kurzer Zeit.

Der große Vorteil dieser Behandlungsmethode zeigt sich in der Vielfalt der Anwendungsmöglichkeit. Gerade in akuten, schmerzhaften Situationen wie z.B. beim Hexenschuss lassen sich die Techniken problem- und risikofrei anwenden. Kinder und Säuglinge reagieren gelassen und entspannt, mögliche Ängste sind schnell verflogen. Bei Patienten mit Bewegungseinschränkungen werden die Techniken in Rückenlage oder im Sitzen, ohne gymnastische Sondereinlagen durchgeführt.